Unterwegs im "Unruhestand“ – Interview des Kirchenboten (KB) mit Pastor Dr. Holger Balder

KB.: Holger, Dein Ruhestand steht kurz bevor. Wie fühlt sich das an?
Im Moment wie ein absoluter Unruhestand. Mein Abschied fällt mitten in eine Zeit von grundlegenden Umstrukturierungen an allem möglichen Enden. Privat müssen wir den Umzug organisieren und in der Gemeindearbeit den Abschied und die Vorbereitung der Vakanzzeit. Und das alles unter sich sehr schnell ändernden Bedingungen.

Holger Balder mit fröhlichen KindernKB.: Wie lange warst Du Pastor in Ostfriesland?
Wir sind jetzt im 17. Jahr in Rysum. Zunächst war ich für Campen und Rysum und die Schule in Loquard zuständig, dann für Rysum, Wybelsum und Logumer Vorwerk und konnte zum Schluss jetzt noch stark an der Kooperation der Deichgemeinden mitarbeiten.

KB.: Wenn Du zurückblickst auf Deine Zeit, woran erinnerst Du dich gerne?
Meine Arbeit als Pastor war hier eine beglückende Zeit. Erfolgreicher Widerstand gegen das KohlekraftwerkDas, was ich geben konnte, entsprach offensichtlich den Wünschen und Vorstellungen unserer Gemeindeglieder. Und dazu gehört vor allem auch die musikalische Arbeit und lange Zeit die Arbeit mit Kindern. Und dann sind da die großen Projekte wie das Rysumer Orgeljubiläum 2012, der Rysumer Liddenweg, die Fahrten zu den Kirchentagen oder der gemeinsame erfolgreiche Widerstand gegen das Kohlekraftwerk auf dem Rysumer Nacken.

KB.: Was hast Du an den Ostfriesen besonders geschätzt?
Ich war schon seit meiner Jugendzeit mit Ostfriesland verbunden. Nach meinen ersten Amtsjahren unter den Verstreuten Reformierten, fühlte ich mich hier wie Zuhause. Ob in den Gruppen oder im Gottesdienst oder bei den Geburtstagen: überall war die Erwartung da, dass Gottes Wort die Mitte ist.

Beim Orgeljubiläum als MönchKB.: Welchen Tipp möchtest Du der zukünftigen Pfarrperson mit auf den Weg geben?
Gar keinen! Darum ziehen wir auch weit weg. Denn die neue Pfarrkraft muss zusammen mit unseren Gemeinden ihren eigenen Weg finden und das wird hoffentlich nicht das Gleiche sein, wie bei mir.

KB.: Wo wird Euer Weg hinführen?
Wir ziehen nach Göttingen. Da gibt es auch eine reformierte Gemeinde und eine Universität, an der ich meine theologisch-wissenschaftliche Arbeit fortsetzen kann. Und sicherlich werden meine Frau und ich auch reichlich Gelegenheit für Musik und Gesang finden.