16. Oktober 2016 / Epheser 6,10-17

Übersetzung der Züricher Bibel aber zwei wichtige Worte werden zunächst unübersetzt wiedergegeben:

10 Werdet stark im Kyrios und in der Kraft, die von seiner Stärke ausgeht!
11 Zieht die Waffenrüstung Gottes an, damit ihr dem Diabolos und seinen Machenschaften entgegentreten könnt!
12 Denn wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut, sondern gegen die Mächte, die Gewalten, die Fürsten dieser Finsternis, gegen die Geister des Bösen in den Himmeln.
13 Greift darum zur Waffenrüstung Gottes, damit ihr widerstehen könnt am bösen Tag und, nachdem ihr alles zu Ende gebracht habt, bestehen bleibt.
14 Seid also standhaft: Gürtet eure Hüften mit Wahrheit, zieht an den Panzer der Gerechtigkeit,
15 tragt an euren Füssen als Schuhwerk die Bereitschaft für das Evangelium des Friedens
16 und, was auch kommen mag, ergreift den Schild des Glaubens, mit dem ihr alle brennenden Pfeile des Bösen abwehren könnt.
17 Empfangt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, der Gottes Wort ist.

 

Liebe Gemeinde!

Vom Schuhwerk bis zum Helm wird hier die gesamte Ausrüstung der römischen Soldaten geschildert. Ist Paulus ein Militarist? Eine Verherrlichung militärischer Macht lag dem Apostel Paulus, in dessen Namen dieser Brief geschrieben wurde, sicherlich fern. Denn in seiner im Brief erzählten Lebenssituation bekam er gerade dessen negative Folgen ganz direkt zu spüren: ER saß in einem römischen Militär-Gefängnis erfahren wir in diesem Brief. Und in den eben gehörten Zeilen ist noch ganz deutlich zu spüren, wie er darunter litt. Vor allem litt er darunter, dass er das Evangelium von Jesus Christus nun nicht mehr in der Welt verbreiten konnte. Ja, er sah in der römischen Macht, die ihn daran hinderte den Diabolos am Werk.

   Ich habe in der Übersetzung diese Bezeichnung „Diabolos“ hier wortwörtlich aus dem Griechischen übernommen. Der „Diabolos“ heißt wortwörtlich der Durcheinanderbringer. Er ist die Macht, die die gute Weltordnung Gottes auf den Kopf stellt. Und im römischen Machtapparat sah Paulus nun offensichtlich diese Verkehrung der guten Ordnung Gottes.  

  Die römischen Kaiser beanspruchten dabei, der Kyrios zu sein. Auch diese Bezeichnung habe ich wortwörtlich wieder gegeben, weil es sich um einen festen Herrschertitel handelte. Und dieser Titel „Kyrios“, der meinte: Der Kaiser ist der göttliche Weltenherrscher. Der Kaiser sorgt als der Kyrios für die Weltordnung, die Pax Romana.

 Doch wir Christen rufen in unseren Gottesdiensten Jesus als eben diesen göttlichen Weltenherrscher, den Kyrios, den Herrn der Welt an. Kein Mensch wie der Kaiser, kann eine gute Weltordnung schaffen. Christus ist als der Kyrios der gute Weltenlenker. Wenn die Christen Jesus als den Kyrios anbeteten, dann stellten sie sich damit also gegen den Machtanspruch der römischen Kaiser.

   In unseren christlichen  Gottesdiensten rufen wir Jesus als diesen Kyrios an, wenn es z.B. in manchen Lieden heißt: „Kyrie eleison, Herr erbarme dich.“ Wenn wir Christus im Gottesdienst als „Herr“ anreden, dann ist das unsere deutsche  Übersetzung von „Kyrios“. Mit der Anrufung Jesu als Kyrios, als Herr der Welt, machen wir in unseren Gottesdiensten deutlich: Jesus ist als der Christus für uns der wahre Herr der Welt. Christus, hat das ganze Weltgeschehen in der Hand. In diesem kleinen Wort „Kyrios“-„Herr“ steckt fast die wichtigste Aussage unseres Glaubens.

   Während Paulus unter der römischen Staatsmacht litt hielt er also daran fest: Nicht die Römer regieren in Wahrheit die Welt. Nein, Christus ist der wahre Weltenherrscher. Und wenn gesagt wird die römische Macht ist der Diabolos, der Durcheinanderbringer, dann ist sogar das noch tröstlich. Denn Gott gibt dem Diabolos nur eine begrenzte Macht und wird am Ende dafür sorgen, dass die gute Ordnung Gottes wieder zur Geltung kommt. Bis dahin muss man nur durchhalten und bestehen bleiben.

   Auch heute kann man fast wieder den Eindruck haben, dass der Diabolos erneut losgelassen ist. Manchmal hat man den Eindruck, als wenn unsere Welt heute vollkommen aus den Fugen gerät. Die Kriege, die vielen Flüchtlinge, es nimmt alles kein Ende. Und noch schlimmer: Da ist Niemand, der die Dinge steuern könnte. Die Mächtigen vertragen sich nicht untereinander. Jeder gegen Jeden. Und nicht nur in der großen Weltpolitik ist das so: Im Streit um Kaisers und Tengelmann kommen Justiz, Politik, Gewerkschaften und die Handelsriesen nicht zueinander und das Ergebnis ist, dass Tausende ihre Jobs verlieren. Bei VW hat man mit den Abgasen so betrogen, dass es der Konzern nun schwer haben wird, das Vertrauen zurück zu gewinnen und da hängen die Arbeitsplätze von so vielen Menschen bei uns ab und auch die Gewerbesteuereinnahmen für Emden.

   Und man ist dem hilflos ausgeliefert und kann nichts machen. Oder bei den Landwirten ist es ebenso: Sie werden sich nicht untereinander einig über die richtige Politik für den Milchpreis und so bleiben alle der unsicheren Macht der Märkte ausgeliefert. Und wir alle sind dem Finanzsystem ausgeliefert. Sparen bringt nichts mehr. Wir können kaum noch für die Zukunft vorsorgen. Und dann sind da auch noch die Ängste um die Rente in der Zukunft. Viele fragen sich: „Wo soll das alles nur hinführen?“ Da scheint wirklich der Diabolos, der Durcheinanderbringer am Werk.

   Doch der Diabolos hat nicht die letzte Macht. Das ist die wesentliche Aussage unseres Abschnittes. Es sieht so aus, als ob der Diabolos die Welt regiert. Aber die Auferstehung des vom Diabolos an das Kreuz gebrachten Gerechten Jesus von Nazareth, hat ihn zum Kyrios, zum Herrn der Welt gemacht. Nicht der Diabolos, der Durcheinanderbringer regiert, sondern Jesus, der Christus Israels, er ist der Kyrios, der Herr der Welt.

   Darum brauchen wir vor dem scheinbaren Durcheinander in der Welt keine Angst zu haben; nicht vor den Kriegen in aller Welt,  wo jede Seite beansprucht im Namen des Guten zu kämpfen;  und nicht vor dem Durcheinander der Unübersichtlichkeit der globalen Finanzwelt. Die Marktmacht Geldes ist eine von Menschen gewollte und herbeigeführte. Und wenn sie zur Unordnung führt, dann muss sie eben wieder geordnet werden. Nicht das Geld regiert die Welt, sondern der Kyrios Jesus Christus.

   Doch wie können wir in unserer scheinbar so aus den Fugen geratenden Welt als Christen bei der Sache und auf dem richtigen Weg bleiben? Darauf gibt uns unser heutiger Predigttext nun die Antwort. Das erste ist die Anerkennung Jesu als des Kyrios, als des göttlichen Weltenlenkers. „Werdet stark im Herrn!“ ruft Paulus uns hier zu: „In der Gemeinschaft mit dem Kyrios Jesus lebst Du in der Gemeinschaft mit dem, der alles an das bestimmte Ende führen wird. Das macht Dich stark und immun gegen alle anderen Mächte, die sich in unserem Leben aufspielen wollen. Denn Du weißt nun, wer die Geschichte der Welt und die Geschichte Deines Lebens an das Ziel führen wird.“ Da werden sich eben nicht Geld, Macht und Ungerechtigkeit durchsetzen, sondern der von den Mächtigen Gekreuzigte wird am Ende der Sieger sein.  

 Und in der Gemeinschaft mit Christus wird uns nun alles geschenkt, was wir brauchen, damit wir dem scheinbaren Durcheinander der Welt entgegen treten können. So stellt Paulus hier der Bewaffnung der römischen Macht, die Macht des Kyrios Jesus entgegen. Sein Reich wird eben nicht mit militärischer Gewalt aufgerichtet. Die Macht des Kyrios ist eine andere Macht als die des Geldes, des politischen, des wirtschaftlichen oder des militärischen Einflusses. Paulus zählt hier auf, wie die Herrschaft des Kyrios durch uns in der Welt funktioniert.

 Paulus nennt an erster Stelle Gerechtigkeit und Wahrheit. So wie der römische Panzer und der mächtige Gürtel den Kern der römischen Rüstung ausmachten, so Gerechtigkeit und Wahrheit den Kern unserer Widerstandskraft gegen eine Welt, die sich durcheinander bringen lässt. Denn Gerechtigkeit meint vor allem Gottes Gerechtigkeit, seine Zuwendung zu uns. So wie Wahrheit im biblischen Sinne immer die Treue Gottes meint. Gott ist sicher für uns da. Das ist es, was uns stark und immun macht gegen die Verwirrungen des Diabolos. In Gott finden wir einen Halt, wenn alles zu wanken scheint.

   Wichtig für die römische Herrschaft war die Mobilität der Soldaten. Dazu hatten die Römer ihr ganzes Reich mit Straßen durchzogen, damit die Armeen schnell von einem Krisenherd zum nächsten kommen konnten. Doch das ging nur aufgrund des hervorragenden Schuhwerks der römischen Soldaten. Dieses Schuhwerk machte sie Mobil. Diese Beweglichkeit war die Grundlage der römischen Herrschaft.

   Genauso wie die Römer also mittel des Schuhwerks der Soldaten die ganze Welt regiert haben, so soll uns das Evangelium, die gute Nachricht antreiben und beflügeln. Die gute Nachricht von Jesu treibt uns an und macht uns mobil und beweglich. Wir können uns mit dieser phantastischen Botschaft von der Auferstehung des Kyrios Jesus auf jede nur denkbare Situation einstellen. Das Evangelium möchte uns beweglich machen. Wir brauchen als Christen keine Angst vor Veränderung haben. Auch wenn alles im Wandel ist und unübersichtlich erscheint. Doch wir haben das Evangelium, mit dem wir uns blitzschnell auf jede neue Situation als Christen einstellen können. 

   Und dann kommt Paulus zur eigentlichen Bewaffnung der römischen Militärmacht: Die großen römischen Schilde, der bewegliche Helm und das besonders geschmiedete Kurzschwert waren die Bewaffnung, die den Römern die Überlegenheit über den ganzen Erdkreis gesichert hatten.

   Dem setzt Paulus nun eine ganz andere Bewaffnung für die Angriffskraft der Armee des Kyrios Jesus entgegen: der Glaube, das Heil und der Geist sind unsere Angriffskraft gegen das Durcheinander in der Welt. Unser Glaube ist nicht unsere Leistung. Er das Geschenk des Geistes Gottes an uns, dass wir diese Botschaft des Wortes Gottes glauben können: Der Gekreuzigte Jesus ist von Gott auferweckt und sitzt nun als der Kyrios zur Rechten Gottes als Herr der Welt. Dieser Glaube an die Auferweckung des Gekreuzigten, das ist unsere alles entscheidende Kraft gegen eine aus den Fugen geratende Welt. Denn wie durcheinander es auch zurzeit in der Welt aussehen mag: Die Auferstehung Jesu zeigt uns: diese Welt geht  nicht unter, sie und wir mit ihr sind zum Heil bestimmt. Nicht der Diabolos wird das letzte Wort haben, sondern der Kyrios Jesus.

   Wenn Paulus hier vom Helm des Heils spricht, dann ist das schon wieder eine Kampfansage an den römischen Kaiser. Denn das Wort „Soteria“, das hier im Griechischen verwendet wird, wo in der Übersetzung „Heil“ steht, das gehörte wieder zu den Kaisertiteln. Den Römern galt der Kaiser als der göttliche Garant des Heils, als der Retter, der Heiland.

   Nun wird hier gesagt: „Nein, Christus schenkt uns das Heil. Du brauchst den  Heilsversprechen der Mächtigen und Einflussreichen unserer Zeit nicht länger auf den Leim zu gehen. Denn Du weißt, wer allein Dir das Heil schenken kann, wer allein Dein Trost ist im Leben und im Sterben.“

So macht Christus uns frei. Mitten in einer scheinbar so durcheinander geratenen  Welt, haben wir einen klaren Halt und eine klare Orientierung.  So führt Gott selbst uns an sein Ziel: Nach dem ganzen Durcheinander kommt der Durchbruch seines Reiches in Gottes Ewigkeit.

Amen

Gebet

Guter Gott, Herr, Jesus Christus
in unserer Welt sieht es so unübersichtlich aus. Doch bei Dir ist die Klarheit.
In unserer Welt geht so vieles drunter und drüber, doch bei Dir sind Halt und Orientierung.
Darum vertrauen wir Dir an, was uns Sorgen bereitet.
Du siehst, wie überall auf der Welt die Kriege und Bürgerkriege entflammen. Stärke doch diejenigen, die dem Frieden auf den Weg helfen.
Die Unsicherheit ist groß und viele Menschen laufen Rattenfängern hinterher, die ihnen einfache Lösungen versprechen und ihnen die Welt schwarz-weiß erklären.
Wir bitten Dich darum um den Erfolg für Kooperation und Zusammenarbeit in Europa, für fairen Handel weltweit und die Bereitschaft Konflikte ohne Gewalt zu lösen.
Manch einer steht ohnmächtig vor Problemen in seinem eigenen Leben oder seiner Familie. Schenke auch da deinen Halt, deine Kraft und die Hoffnung: Du bist der Herr der Welt.

 

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